Vom Scan zum digitalen Plan im CAD
oder:
was ist Vektorisieren ?
Von Dipl.-Ing.(FH) Stephen Schneider, Bauingenieur; Ingenieurbüro in Regensburg
Mein Ingenieurbüro ist seit über 2 Jahrzehnten
Dienstleister für Planungsbüros in der Baubranche und wir können einige Erfahrungswerte
bei der Erstellung von Bestandsplänen und beim Digitalisieren von gescannten
Papierplänen vermitteln.
Die CAD-Bearbeitung von Plänen ist
weitgehend der Standard im Planungsprozess, selbst im Bereich der Sanierung ist
allein die Anforderung, dass man Pläne per e-mail verschicken möchte ein Kriterium, dass die Pläne als digitale Daten vorliegen
sollten. Um nur das Papier elektronisch verschicken zu können, reicht ein preisgünstiger
Scan erstmal aus.
Scannen
Bei der Auftragsvergabe an den
Scan-Dienstleister sollten Sie möglicherweise ein paar Begriffe kennen, damit
Sie die gewünschte Qualität für den Endabnehmer herstellen lassen:
·
dpi (dots per inch) bezeichnet die Auflösung des Scans, 300 dpi ist meist ausreichend und entspricht ca. 118 Punkten pro cm.
Ein Scan ist generell immer ein Pixelbild, also eine Ansammlung von Punkten,
also erstmal keine Vektorgrafik, wie im CAD die Linien.
·
Farbe: die meisten Pläne sind ja schwarz-weiss, da stellt sich die Frage nicht, nur in berechtigten
Ausnahmefällen sollten Sie Farbe beauftragen. Eine nachträgliche Wandlung von
Farbe zu schwarz-weiss hat meist große
Qualitätsverluste, bis zur Unlesbarkeit. Beim Scannen kann der Dienstleister
den Schwellwert optimieren, so dass heutzutage auch graue Pläne oder
Bleistift-Zeichnungen vernünftig eingescannt werden können. Selbst zerrissene
oder fransige Pläne können in einer Art Plastiktasche gescannt werden.
·
Datei-Format: hier kommt es darauf an, was Sie
nachher mit dem Scan anfangen möchten. Soll der Plan nur elektronisch
verschickt werden, reicht PDF. Möchten Sie den Plan im CAD als Bild
hinterlegen, so kommt TIF oder BMP in Frage, je nach vorhandenem
CAD-System. Wir können mit PDF gut arbeiten.
·
PDF-Format: das PDF verbreitet sich im Moment
auch beim Scannen, ist allerdings für den Einsatz in CAD nicht immer so zu empfehlen,
da oft vergessen wird, die Farbtiefe auf schwarz-weiß zu beschränken, das gibt
dann größere Datenmenge beim Import ins CAD. Inzwischen können wir aber auch farbige Scans gut verarbeiten.. Das
PDF-Format speichert Bilder oder Scans standardmäßig immer als JPG-Datei im PDF
mit maximal 300 dpi ab.
·
JPG-Format: das JPG-Format ist Standard bei
Bildern und Farbkameras, ist aber kein verlustfreies Format und liefert daher
bei Scans manchmal sogenannte Artefakte.
Beispielgrafik: im JPG sieht man „Schatten“
·
BMP-Format: das BMP-Format ist ein
Windows-System-Format, verlustfrei und Vorgabe bei einigen CAD-Systemen, ist allerdings
unkomprimiert und hat grosse Datenmengen.
·
TIFF-Format: das TIF ist für schwarz-weiß Scans
am besten, weil es für das TIF die FAX-Komprimierung gibt. Ich rate meinen
Kunden zu folgender Bestellung: Tiff 400 dpi, schwarz-weiss,
komprimiert mit Fax Gruppe 3 oder 4. Tiff ohne
Komprimierung kann gut gezippt werden. Das Tiff kann
von allen Bildbearbeitungsprogrammen gelesen werden.
Das Tiff speichert die dpi-Auflösung und kann masstabsgetreu gedruckt oder gespeichert werden.
Ein guter Scan ist Voraussetzung, um
optimale Ergebnisse beim Digitalisieren oder Vektorisieren zu erzielen und erleichtert sämtlichen Empfängern die Lesbarkeit.
Reichen digitale Fotos?
Wie oben bereits geschrieben, je besser der Scan desto besser ist das zeichnerische Ergebnis.
Digitale Fotos sind meist perspektivisch verzerrt und haben nicht die gute Auflösung eines Scans. Fotos gehen für die
Erstellung eines Angebotes. Wenn man nah hinzoomt, dann stellt man meistens fest,
dass die Zahlen und Texte nicht mehr lesbar sind, weil eben die Auflösung unzureichnend ist.
Somit sind Fotos anstatt Scans nicht so empfehlenswert.
Vektorisieren von Scans per Software
Seit vielen Jahren gibt es Software, welche
versucht, aus den Punkten des Scans Linien zu erzeugen. Bisher war das Ergebnis
für den Bauplaner nicht ganz zielführend, da die Systeme die Punkte zu ganz
vielen kleinen Linienstückchen verarbeiten, also eine Schraffur besteht aus
tausenden von Einzellinien, Maße werden aus den gescannten Punkten mit
Mittelwert erzeugt, stimmen also nicht. Die Datenmenge ist mehrfach höher als
der einfache Scan. Der Import erfolgt per DXF oder DWG und man hat sich damit
jede Menge falscher Fangpunkte importiert. Aber für den einen oder anderen
Zweck reicht es dann doch aus.
Ein Tip zum Ausprobieren: probieren Sie mal die kostenlose Software WIN-TOPO. www.wintopo.com
Beispiel Grafik: links der Scan, rechts
Software-vektorisiert gleicher Ausschnitt
Digitalisieren
in guter Qualität bedeutet manuelles Nachkonstruieren
So wäre das obige Beispiel noch besser, allerdings wurde
dieser Zustand durch nachkonstruieren erzeugt,
also ein Bauzeichner hat die Zeichnung neu gezeichnet.
.
Wir zeichnen Ihre Pläne in bester Qualität nach.
Was wünscht sich ein Planer, wenn er oder sie im
Bestand zeichnen soll? Der Wunsch ist ein massgenauer CAD-Plan, layerstrukturierte Daten mit editierbaren
Texten, Schraffuren, Muster, Raumpolygonen. Dies ist derzeit in hoher Qualität
nur durch nachkonstruieren möglich.
Im Internet finden sich inzwischen einige Firmen,
die diese Leistung durchführen. Die Kosten für einen durchschnittlichen DIN A0
– Plan 1:100 bewegen sich je nach Dichte zwischen 60 bis 120 € (zzgl. MwSt.)
und sind damit meist günstiger als selbst abzeichnen. Abgabe erfolgt üblicherweise
als DWG, manchmal auch in anderen CAD-Formaten. Eine gute Qualität des
Anbieters könnte durch eine Testzeichnung geprüft werden. Büroeigene Layerstrukturen sollten auch möglich sein.
Unsere erfahrenen Zeichner können selbst aus schlechten
Scans noch vernünftige Pläne erzeugen.
Fazit: Digitalisieren in hoher Qualität ist
immer noch Handarbeit, durch spezialisierte Anbieter aber erschwinglich.
Voraussetzung ist vorher ein guter Scan in dem Format, welches der Empfänger am
besten verwenden kann.
Zum Autor:
Herr Stephen Schneider ist Bauingenieur, Energieberater und
Nemetschek-Certified-Trainer in Regensburg. Zunächst angestellt bei der
Nemetschek GmbH ist er seit 2001 selbständig als Ingenieurbüro Schneider, das
Thema Digitalisieren wird auf www.vektorisieren.com angeboten. Im Zuge des Projektes „EON Bayern – energetische Gebäudesanierung“
beschäftigte sich Herr Schneider verstärkt mit
dem Thema Energieberatung und EnEV-Berechnung, für die RWE war er Generalplaner des RWE Zukunftshauses in Bottrop..
Kontakt: info@vektorisieren.com
(schicken Sie uns Ihre Scans per Email oder Download, dann erhalten von uns ein Angebot).
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